Bildungsritter e.V.
Schulabbruch aus Geldnot: Der neue Buchholzer Verein "Bildungsritter" will Jugendlichen schnell und unbürokratisch helfen.
Buchholz. Eigentlich dürfte es so etwas gar nicht geben – dass Schüler kein Abitur machen können, weil es sie oder ihre Eltern finanziell überfordert. Doch Stefanie Jeschke kann aus dem Stand ein halbes Dutzend Fälle nennen, in denen genau das passiert ist: der vorzeitige Schulabbruch.
Da ist die Schülerin, die von ihren Eltern nicht unterstützt wird, aber auch kein Bafög bekommt, weil die Eltern „zu viel“ verdienen.
Ein Schüler hat nach der Trennung seiner Eltern zwar Anspruch auf Unterhalt, doch der Fall liegt zwei Jahre vor Gericht, bis er tatsächlich Geld bekommt.
Ein Elternteil eines Schülers wird schwer krank, die Familie lebt von dessen Krankengeld, der Schüler kann die Klassenreise nicht antreten, muss aber, weil die Fahrt schon Monate im Voraus gebucht wurde, Stornogebühren zahlen, die er sich unter diesen Umständen auch nicht leisten kann.
Die alleinerziehende Mutter einer Oberstufenschülerin kann die Monatskarte nicht bezahlen, die bis zur 11. Klasse der Landkreis gezahlt hat.
Dies sind alles Fälle, die Stefanie Jeschke während ihrer siebenjährigen Dienstzeit als Schulsekretärin an den Berufsbildenden Schulen in Buchholz miterlebt hat. Vor drei Jahren hatte sie zu recherchieren begonnen, ob es für solche Fälle keine Härtefallregelungen gibt. „Ich habe so einen Topf einfach nicht gefunden“, bedauert sie.
Deswegen hat sie mit einigen Mitstreitern aus ihrem privaten Umfeld den Verein „Bildungsritter e.V.“ gegründet, der seit Oktober im Registergericht eingetragen und vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt ist. „Viele Schüler fallen durchs Raster. Schüler, deren Eltern Hartz IV beziehen, bekommen finanzielle Hilfen.
Schüler, deren Eltern keine staatliche Unterstützung bekommen, obwohl sie wenig verdienen, gehen leer aus“, erläutert sie. Zwar gebe es verschiedene Kinder- und Jugendstiftungen, diese richteten sich aber meistens nicht an volljährige Schüler.
Zwar ist der Unterricht an staatlichen Schulen kostenlos – trotzdem summieren sich die Ausgaben für die Schüler auf 2000 bis 2500 Euro in drei Oberstufenschuljahren. „Da sind die Kosten für die Monatskarte, Schulbücher, Taschenrechner, Kursfahrten „, zählt Stefanie Jeschke auf. Für Familien mit geringem Einkommen seien selbst die 90 Euro für die Fahrt zu Beginn des Schuljahres zu viel.
„Da standen Schüler bei mir weinend im Sekretariat“, berichtet sie. „Eine andere Schülerin hat sich jeden Montagmorgen erstmal einen Kaffee bei mir geholt, weil sie das ganze Wochenende gearbeitet hat. Schule und Arbeit gehen aber nicht zusammen. Der Druck ist so hoch, dass die Noten darunter leiden.“
Das soll es mithilfe der Bildungsritter nicht mehr geben. Die Initiatoren, Lehrerinnen und Geschäftsleute, wollen nun Sponsoren und Fördermitglieder für ihren Verein finden, damit Schülern in Not auf dem Weg zum Abi geholfen werden kann. „Auch Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse hat uns Unterstützung zugesagt und schon einen Sponsor vermittelt“, sagt Jeschke. Als erstes wollen die Bildungsritter auf sich aufmerksam machen, ihr Projekt vorstellen und so für Unterstützung werben. Und gegenüber den Schülern das Signal aussenden: „Ihr seid nicht alleingelassen.“
Mittelfristig hofft der Verein, den Stefanie Jeschke zurzeit noch von zu Hause aus führt, ein Büro eröffnen zu können, in dem auch regelmäßig Beratungen angeboten werden können. Ihr jetziger Arbeitgeber, eine Bank, hat zugesagt, die Büroeinrichtung zu stellen.
„Wir sind ein Verein zur Förderung junger Menschen in Ausbildung. Ich habe zum Beispiel auch die Möglichkeit, Praktika zu vermitteln“, sagt Björn Sensche, der sich im Sinne der Ritterlichkeit „bundesweit solche Tafelrunden“ wünscht.
Auch Stadtjugendpfleger Olaf Blohm ist als Privatperson mit dabei. „Wir suchen Menschen, die für die Idee werben.“ Somit ist die Aktivität des Vereins auch nicht auf Buchholz beschränkt.
Der Verein Bildungsritter kann über die Webseite www.bildungsritter.de (im Aufbau) und unter der Telefonnummer 0152/53 78 52 55 kontaktiert werden. Spendenkonto: IBAN DE95 2406 0300 2802 0936 00, BIC GENODEF1NBU bei der Volksbank Lüneburger Heide.
Quelle: Corinna Panek, Hamburger Abendblatt